17. – 22. Oktober 2022

Nach etwas mehr als vier Stunden Zugfahrt hielt unser Zug an unserem Zielort Yogyakara. Und weil Yogyakarta einfach zu umständlich ist, nennt man die Stadt einfach “Jogja”.

Hallo Jogja

Schon beim Aussteigen haben wir gemerkt, dass es wie aus Kübeln goss. Aber im Bahnhof sind wir ja vorerst mal im Trockenen – dachten wir jedenfalls. Wir suchten uns eine Sitzecke und machten unsere Rucksäcke regentauglich und zogen unsere Regenjacken an. Ein kurzer WC-Stopp führte uns vorbei an überlaufenden Putzeimern, welche das tropfende Wasser von der Decke aufhalten sollten. Überall im Bahnhof wurde geschrubbt und der nasse Boden aufgezogen. So wasserdicht ist der Bahnhof also doch nicht. Um aus dem Bahnhof zu kommen, mussten wir durch einen anderen Zug durchlaufen. Irgendwie lustig, dass man nur so rauskommt. Draussen angekommen wurden wir direkt von Taxifahrern belagert, aber wir beharrten auf ein nein. Krümel überzeugte mich, auch hier einige Strassen weiterzugehen, bevor wir ein Taxi bestellten, oft sind die Preise an Flughäfen und Bahnhöfen aus Prinzip teurer. Da der Regen ein wenig nachgelassen hatte, wurden wir gar nicht mal so nass. Der Fahrer brachte uns dann an die Adresse, welche mir das Homestay angegeben hatte, denn man kann mit dem Auto nicht direkt bis zum Homestay fahren. Um zu diesem zu gelangen, muss man durch einige kleine Gässchen gehen.

Das «Nomore Guesthouse & Galery» verfügt über zwei liebevoll eingerichtete Zimmer. Einfach aber herzlich. Es liegt mitten im Wohnquartier und nur 180m von der nächsten Moschee entfernt. Ein frühes Erwachen war also vorprogrammiert. Die Unterkunft stellt aber extra Ohrstöpsel zur Verfügung, damit man besser schlafen kann (Input Krümel: stellte sich im Nachhinein als Witz des Tages heraus😅). Die Besitzer sind herzallerliebst und das Morgenessen ist der absolute Hammer: jeden Morgen gibt es etwas anderes (Sandwich, Nasi Goreng, Mie Goreng, Sate Spiesse). Mit ihrer Herzlichkeit, dem superleckeren Morgenessen und dem liebevoll eingerichteten Zimmer macht die Unterkunft ganz viel Wett (Nähe zur Moschee, Badezimmer mit nass bleibendem Boden, schlechtes Internet).

Nach einem gemütlichen ankommen, wagten wir uns wieder ins nasse Draussen und suchten nach einem Ort für ein Nachtessen. Kurzfassung: wir liefen einen grossen Bogen via Süden um den Block, bevor wir 2 Minuten vom Hotel etwas fanden, dass uns einigermassen ansprach. Also eigentlich waren wir einfach so hungrig, dass es mehr oder weniger egal war. Wir bestellten uns eine lokale Spezialität und liessen das Fleisch weg. Gudeg ist ein Gericht aus junger unreifer Jack Fruit, welche während mehrerer Stunden in Kokosmilch und Gewürzen gekocht wird. Fazit – nicht so unseres.

Zurück im Zimmer haben wir uns noch mit den Reiseplänen der nächsten Tage beschäftigt. Leider war das Internet nicht gut und ich war irgendwann genervt ab den ständigen Lade- und Wartezeiten bei der Internetrecherche. Nachdem wir dann doch eine Unterkunft für Jakarta gefunden hatten, legten wir uns schlafen.

Ein weiterer Regentag in Yogyakarta

In unserer ersten Nacht hatten wir beide ziemlich schlecht geschlafen. Morgens um 3 Uhr hatten wir das Gefühl, der Lautsprecher der Moschee stehe direkt neben dem Bett. Des Weiteren hörten wir frühmorgens auch sämtliche anderen Muezzins in der Umgebung zum Gebet rufen. Oft sprachen mehrere Muezzins der verschiedenen Moscheen gleichzeitig ihre Gebete, in unseren Ohren eine richtige Kakophonie.

Nach einem gequälten Aufstehen bekamen wir unser Frühstück direkt in der Unterkunft. Ein frisch gemachtes Sandwich mit Salat, Ei und Käse. War richtig lecker!

Unseren ersten vollen Tag hatten wir dann hauptsächlich in der Unterkunft verbracht: draussen regnete es. War uns aber ganz lieb. So konnten wir ohne schlechtes Gewissen drinnen sitzen und organisatorisches erledigen. Ja von dem Organisatorischen schreiben wir immer wieder: aber da wir nur einige Tage vorausplanen um flexibel zu sein, müssen wir auch fortlaufend neue Hotels, Sehenswürdigkeiten, Transfers organisieren. Und auch dieser Blog wird geschrieben und die Fotos dafür sortiert und bearbeitet. Wer also immer noch denkt, dass Reisen wie Ferien machen ist, hat noch nicht verstanden, dass man fortlaufend planen muss – vor allem, wenn man flexibel bleiben möchte.

Zwei Sachen hatten wir vor Ort noch organisiert: einen Scooter & die Wäsche. Den Scooter konnten wir direkt über die Unterkunft organisieren lassen und wurde uns gebracht. Die Wäscherei sollte gemäss Google Maps nicht weit weg sein und ich hatte mich in Regenjacke gepackt auf den Weg gemacht. Aber gefunden hatte ich sie nicht: falsch auf der Karte eingezeichnet. Unser Host war dann so nett und hatte unsere Wäsche selbst zur Laundry gebracht =)

Für das Nachtessen liess ich nichts mehr drauf ankommen und hatte uns ein Restaurant in 30 Minuten Scooterfahrt rausgesucht. Zum Glück hatte es mittlerweile aufgehört zu regnen, sodass wir trocken angekommen sind. Im Somayoga werden indonesische Spezialitäten vegetarisch oder vegan gekocht. Somit hatten wir eine Riesenauswahl und Krümel musste sich für einmal nicht darum sorgen, dass wirklich kein Fleisch oder Fisch drin ist. Nach dem leckeren Nachtessen fuhren wir zurück. Dreissig Minuten im abendlichen Stadtverkehr sind dann doch wieder etwas anderes, als über Stock und Stein durch Dörfer zu fahren. Nachdem wir kurz im Hotel waren, ging es für uns – auf Empfehlung des Host – ins Theater. Ein Museum in Gehdistanz führt jeden Dienstagabend ein traditionelles Schatten-Puppenspiel auf. Hinter der Schattenwand sass das Orchester und die Sängerinnen zusammen mit dem Puppenspieler für ihre Performance. Vor der Schattenwand konnte man dann das Schattenspiel sehen. Als Zuschauer stand es einem frei hinter oder vor der Schattenwand zu sitzen und sogar umherzugehen. Es war interessant, dieses mal zu sehen. Aber einerseits war die klassische, chaotische indonesische Live-Musik (inkl. Verstärkung über Lautsprecher) sehr laut und auf der anderen Seite konnten wir der Geschichte – trotz englisch übersetzter Storyline auf einem Flyer- nicht folgen. Wir entschieden uns daher nach einer Stunde frühzeitig zu gehen. Wir machten noch einen Spaziergang und waren erstaunt, wie viele Einheimische sich an einer viel befahrenen Kreuzung trafen. Sie sassen auf Sitzgelegenheiten an der Kreuzung, als wäre es ein netter Park. Für uns nicht nachvollziehbar, aber “andere Länder, andere Sitten”. Schliesslich gilt Lärm in diesen asiatischen Regionen als gut, da es böse Geister vertreibt…

Zurück im Hotel ging es dann langsam ins Bett. Ganz im Wissen, dass wir mitten in der Nacht wieder geweckt werden würden.

Ein Touristentag

Am nächsten Tag hatten wir uns am Morgen einfach mal ein wenig Zeit gelassen. Sonst standen wir meist gegen 7 Uhr oder früher auf. An diesem Tag liessen wir uns mal bis 8 Uhr Zeit, machten anschliessend gemütlich unsere Workouts und assen dann das nächste leckere Frühstück in unserer Unterkunft. Das Wetter war zwar “naja”, aber immerhin regnete es nicht. Wir machten uns auf den Weg, die städtischen Touristenattraktionen abzuklappern.

Zuerst ging es für uns zum Sultan Palast – dem Keraton. Der Weg vom Parkplatz führt einmal quer durchs Viertel, bevor man dann zum Palasteingang kommt. Der Sultan wohnt übrigens immer noch hier, weshalb nicht alle Bereiche geöffnet sind. Das Gelände ist recht gross und die Gebäude sehen hübsch aus. Wirklich viel zu sehen, gibt es aber nicht. Eine Ausstellung – ohne englische Übersetzungen – zeigen Gegenstände aus dem Leben von irgendwem. Aber ausgestellte Topflappen und eine Waage sind dann doch speziell.

Als nächstes schauten wir uns das Wasserschloss Taman Sari an, welches das einzige Überbleibsel des ehemaligen königlichen Gartens ist. Es muss hier früher richtig schön gewesen sein. Aktuell hätten die Gebäude eine Rennovation nötig. Aber die Pools inmitten des Hofes sind immer noch schön anzusehen.

Wir machten uns zum Schluss noch auf den Weg zur Maliboro-Strasse: DER Touristenstrasse in Yogyakarta. Ein Batik-Laden oder anderer Laden am anderen, Händler und Guides die einem alles Mögliche verkaufen möchten. Krümel hatte mich gewarnt, aber ich wollte da einfach mal durchlaufen. Fazit: nö, hätte nicht sein müssen. Da es langsam wieder zu regnen begann, machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel.

Irgendwann knurrte der Magen und wir rangen uns durch, mit dem Roller durch den Regen zu einem Restaurant zu fahren. Bei aller Auswahl an Speisen haben wir uns beide für Pasta entschieden. Sie war zwar lecker, aber der Koch war wohl verliebt: so salzig sollte das wohl nicht sein 😉 So ging ein weiterer bewölkt-nasser Tag in Yogyakarta zu Ende.

1000 jährige Tempel

Jogja hat zwei grosse Sehenswürdigkeiten, die ein wenig ausserhalb der Stadt liegen: die beiden Tempelanlagen Borobudur (die grösste buddhistische Tempelanlage der Welt) und Prambanan (größte hinduistische Tempelanlage Indonesien). Unsere Hosts in der Unterkunft hatten uns aber vorgewarnt: seit Corona kann man Borobudur nur noch von unten besichtigen und darf nicht mehr auf oder in die Gebäude . Die Eintrittsgebühr von krassen USD 25 für Touristen (zum Vergleich: andere Eintritte kosten hier etwa 1/10 davon) blieb jedoch gleich. Nach ein wenig googeln die Bestätigung: diverse aktuelle und schlechte Online-Bewertungen, dass man zurzeit die Gebäude nur von aussen betrachten kann. Wir entschieden uns, Borobudur auszulassen, auch wenn es schade war. Wir besuchten dafür aber Prambanan. Der Vorteil dort: es sind insgesamt 4 Tempelanlagen auf dem gleichen Gelände im Eintrittspreis inbegriffen. Gekostet hat es aber auch USD 25.

Wir machten uns also auf die 40-minütige Scooterfahrt gegen Nordosten. Nachdem wir den Eingang gefunden hatten, kauften wir uns unsere Tickets. Funfact: man wird fotografiert und auf dem Ticket wird das Foto abgedruckt. Das ist mal personalisiert 😛. Wir begaben uns zu der ersten und bekanntesten Tempelanlage mit dem höchsten Tempel: der Shiva Tempel ist 47m hoch und wird von diversen anderen Tempeln flankiert. Eindrückliche Bauwerke, wenn man bedenkt, dass diese bereits seit über 1000 Jahren hier stehen. Wir sahen, dass diese über die Jahre stark in Mitleidenschaft gezogen wurden (u.a. ein Erdbeben im 2006), aber man gibt sich Mühe, diese zu restaurieren. Leider durften wir auch hier nicht in die Tempel hinein, sondern nur aussen rum. Man argumentierte mit COVID, auf Rückfrage gab man aber auch zu erkennen, dass es eine Schutzmassnahme gegen den Verfall der Anlage ist. Das machte für uns doch schon mehr Sinn.

Die vordere Tempelanlage “Prambanan“ war touristisch ziemlich überlaufen. Also machten wir uns zu Fuss auf den Weg zu den anderen Anlagen. Obwohl es Mietmöglichkeiten für Fahrräder oder Fahrer mit Elektrowagen gab, hatte es in den anderen Anlagen kaum andere Leute. Wir konnten die drei anderen Tempelanlagen Sewu, Lumbung und Bubrah somit teilweise für uns allein geniessen. Auf dem Weg nach draussen gönnten wir uns noch ein Mittagessen in einem Restaurant auf dem Gelände. Wir rechneten eigentlich mit Touristen-Preisen, aber da es wohl auch viele Einheimische hat: preislich total in Ordnung.

Danach fuhren wir wieder zurück in die Stadt, schnappten uns unsere Laptops und sassen in ein Cafe. Den Nachmittag verbrachten wir mit Blogschreiben und Reisevorbereitungen (Hotelbuchung, Flugbuchung, Infos zusammentragen). Nachtessen gab es in einem Warung in der Nähe. Und wer hat es gedacht: es regnete wieder mal. Zum Glück hatten wir so viel Zeit in Jogja eingerechnet, sodass wir bei den Aktivitäten meist um den Regen rumkamen. Den Rückweg bestritt ich ohne Regenjacke, weil ich diese im Hotel vergessen hatte. So kam ich halt nass zurück an der Unterkunft an.

Von Wäldern und alten Stadtteilen Yogyakartas

Für unseren letzten Tag in Jogja hatten wir einen Ausflug in einen Pinienwald geplant. Die Gastgeberfamilie in unserer Unterkunft hatte uns bestätigt, dass es dort schön ist. Wir fuhren einige kleine Strässchen bergwärts, genossen die schöne Umgebung und kamen irgendwann am Ziel an. Der Ort wirkte sehr touristisch, aber der Parkplatz war ziemlich leer. Wir begaben uns in den Wald und merkten, dass die Anlage tatsächlich für Touristen ausgelegt war. Es gab einen Campingplatz, eine Zip-Line und diverse Stellen für Fotos. Der Wald selbst duftete herrlich nach ätherischen Ölen der Bäume und die Luft war richtig rein. Einzig die durchnummerierten Bäume (sie waren mit gelben Zetteln beschriftet) störten den Anblick des Waldes ein wenig. Beim Aussichtspunkt angekommen war die Stille aber vorbei. Im Tal riefen die Muezzins von den duzenden Moscheen zum Gebet. Mir raubte dies irgendwie unglaublich viel Energie, da es an diesem sonst stillen Ort plötzlich unglaublich laut wurde. Nachdem wir die Aussicht über das Tal trotzdem mehr oder weniger genossen hatten, liefen wir ein wenig durch den Wald. Anschliessend machten wir uns auf den Rückweg nach Jogja.

Am Morgen hatten wir unsere Hosts noch gefragt, ob sie einen authentischen Stadtteil für einen Spaziergang empfehlen können. So war dies unser nächstes Ziel. In Kotagede waren wir wohl die einzigen Westlichen. Wir schlenderten durch die Strassen und deckten uns an einem Snack-Stand mit süssen und salzigen Köstlichkeiten ein: einfach mal probieren, wie es schmeckt =). Für Krümel ein Paradies 😉

Und wieder: Regen. Für das Nachtessen quälten wir uns dann wieder nach draussen. Eigentlich wollten wir noch ein Restaurant ausprobieren, welches ein wenig weiter weg ist. Aber 20 Minuten Rollerfahrt durch den Regen war uns dann doch zu viel. So blieb es bei einem Restaurant mit 5 Minuten Rollerfahrt.

Auf dem Rückweg vom Restaurant entdeckten wir noch einen Supermarkt. Also wirklich etwas, das ein wenig grösser war: den “Super Indo”. Wir deckten uns mit Snacks ein und hofften, dass wir solch einen Laden mal antreffen, wenn wir eine Küche in der Unterkunft haben, dann gibt es mal wieder was leckeres Selbstgekochtes =) (Input Krümel: Kochen ist nicht immer meines und oft auch einfach Mittel zum Zweck. Aber bereits nach einem Monat vermisste ich das Kochen. Zwei-/dreimal pro Woche selbst kochen, die anderen Tage auswärts essen – das wäre perfekt.)

Nach vier Tagen in Jogja war dann packen angesagt: am nächsten Tag ging es mit dem Zug wieder weiter.

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