27. – 28. Oktober 2022

Wir hatten uns für den Anbieter Sumatra Orangutan Explore entschieden, weil dieser einer der wenigen Anbieter ist, welcher sehr stark auf Nachhaltigkeit und Tierwohl achtet (u.a. keine Fütterung). Zwei Tage Dschungel-Abenteuer inklusive Übernachtung warteten auf uns. Wir waren gespannt auf die Tiere, den Dschungel, den Guide und das Camp – sprich auf den ganzen Trek. Vorweg: es war der absolute oberhammer!

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Orang-Utans

Der Name kommt aus dem malaiischen oder indonesischen und bedeutet “Waldmensch”. Die Menschenaffen teilen rund 97% des Erbgutes mit dem Menschen. Orang-Utans sind leider nur noch auf den Südostasiatischen Insel Sumatra und Borneo zu finden. Leider gibt es nur noch sehr wenige Orang-Utans: in Sumatra noch rund 7000 Stück. Die Abholzung des Regenwaldes macht ihre Situation nicht besser. Abgesehen davon, dass sie auf Bäumen leben, haben sie sehr viele Eigenschaften mit den Menschen gleich (Schlafzeiten, Schwangerschaftsdauer, usw.). Sie ernähren sich von Blättern und Früchten, teilweise – vor allem in der Schwangerschaft – auch von Termiten. Um zu schlafen, bauen sich die Affen ein Nest aus Blättern, in welchem sie sich auch mit Blättern zudecken, wenn es regnet. Männchen und Weibchen lassen sich von einem geübten Auge anhand der Gesichtszüge unterscheiden (wie bei Menschen).

In Bukit Lawang wurden die Orang-Utans übrigens bis in die Neunziger Jahre als Haustiere gehalten. Erst eine Schweizer Zoologin – Regina – brachte das Wissen in die Region, dass es diese Tiere zu schützen gilt. Seitdem ist die private Haltung der Tiere verboten und die Tiere wurden vor Ort über Jahre hinweg wieder an das Leben in der Wildnis gewöhnt und anschliessend ausgewildert.

Eines der besten Geburtstagsgeschenke: Tiere in freier Wildbahn sehen

Wir hatten das Timing des Trek auf meinen Geburtstag gelegt, was Krümels Idee war. Ich fand die Idee super und am Schluss hat es sich ja mehr als gelohnt…

Das Morgenessen war auf 8 Uhr angesetzt, da uns der Guide um 9 Uhr abholen würde. Krümel hatte am Vorabend sogar eines ihrer Kärtli für mich gezeichnet. Nach dem Essen konnten wir unser grosses Gepäck im Hotel liegen lassen und schulterten unsere Tagesrucksäcke. Unser Guide Bob und der Begleiter Dian stellten sich vor. Gemeinsam mit den Guides und einem belgischen Pärchen in unserem Alter werden wir also die nächsten zwei Tage im Dschungel verbringen.

Der Weg führte uns durch das Dorf und dann über eine der Hängebrücken, hoch in Richtung Gunung Leuser Nationalpark. Schon kurz nach Erreichen der Waldgrenze bog unser Guide ab; Orang-Utans. Ein Männchen und ein Weibchen schwangen sich dort auf den Ästen rum. Eines der Tiere baute sich gerade sein Nest in den Bäumen. Wie einfach ein Orang-Utan einen Ast von einem Baum abbrechen kann war schon erstaunlich anzusehen. Während sich der Platz um die Bäume langsam mit weiteren Gruppen füllte und wieder leerte, blieben wir dort und hatten Zeit zum Beobachten und Fotos machen. Bob sagte, wir sollen uns ruhig Zeit nehmen, weil wir nicht wissen, ob dies die letzten Orang-Utans sind, die wir sehen werden.

Nachdem wir den Weg fortgesetzt hatten, kamen wir zum Eingang des Nationalparks. Wir bekamen alle Eintrittstickets und Übernachtungsgutscheine, da diese ab und zu von den Rangern kontrolliert werden. Wir liefen weiter in den Dschungel hinein. Es ging über enge Pfade den Berg hoch und den Berg runter. Der Boden war matschig, schlüpfrig und von Wurzeln und Ästen übersäht. Hie und da hing eine Liane im Weg oder wir mussten uns den Weg zwischen zwei Bäumen hindurchbahnen. Am anstrengendsten war aber die Temperatur gepaart mit der Luftfeuchtigkeit. Wir waren – vor allem nach einem steilen Aufstieg – alle “pflotschnass”.

Im Dschungel gab es dann für uns noch Mittagessen. Noch warmes Nasi Goreng, welches am Morgen gekocht wurde. Dieses wurde auf einem zum Trichter gefalteten Palmblatt zusammen mit Poulet, Ei, Cracker, Tomate und Gurke serviert. Mit solch einem Essen hätten wir nicht gerechnet. Vor allem mussten die Guides dies bis hierher mitschleppen. Wäre dem nicht genug, gab es zum Dessert noch eine Fruchtplatte mit Auswahl aus Ananas, gelber Wassermelone, Rumbatan (Lichi) und Passionsfrucht. Das Highlight für alle war die frische Ananas bestreut mit Passionsfrucht – ein Traum!

Danach ging es weiter zu unserem Camp für die Nacht. Auf dem gesamten Weg im Dschungel sahen wir an diesem Tag noch drei weitere Orang-Utans, davon 1 Baby. Des Weiteren sahen wir Thomas Leaf Languren, Makaken, Argusfasanen und viel Kleingetier. Für mich war es immer wieder faszinierend, diese Tiere hier in freier Wildbahn zu sehen. Die Vorstellung, wie viele sonstige Tiere hier noch leben ist einfach faszinierend. Beispielsweise könnte man (sehr, sehr selten) noch auf den Sumatraelefant, den Sumatratiger, oder das Sumatranashorn stossen.

Unser Camp lag nach einem steilen Abstieg an einem Flussbett. Das Camp bestand aus verschiedenen Baracken aus Bambus, welche mit einer wasserdichten Blache überzogen waren. Es gab ein Hauptgebäude, in dem die Küche und der gedeckte Essplatz vorhanden war. Daneben gab es Baracken zum Schlafen. Sogar eine Toilette (westliche Toilettenschüssel) mit Blachen als Sichtschutz war vorhanden.

Kaum waren wir angekommen, hatte es auch zu regnen begonnen. Dies hielt uns aber nicht von einer Dusche im Fluss ab. Das Wasser war zwar kalt, aber da wir alle durchgeschwitzt waren, fühlte sich dies so richtig gut an. Nachdem wir alle in trockene Sachen geschlüpft waren, wartete ein heisser Tee oder Kaffee auf uns, welche die Guides auf dem Feuer gekocht hatten. Um das Essen kümmerte sich ein Koch, welcher mit allen Lebensmitteln direkt ins Camp ging. Für Trinkwasser wurde Wasser vom Fluss abgekocht und abgekühlt.

Als wir gemeinsam beieinandersassen, gab es für mich noch ein Happy Birthday-Ständchen. Ich konnte sogar Kerzen auspusten, welche auf Cookies gesteckt wurden. Danke liebe Krümel (und natürlich auch Krummi) für diesen wunderschönen Geburtstag. Ich werde diesen nie vergessen!

Da es draussen weiterregnete, assen wir unser Nachtessen in der Baracke bei der Feuerstelle. Es gab ein frisch zubereitetes Nasi Campur mit Reis, Rendang, Gemüsecurry, Sambal-Tempeh, Perkedel (Kartoffelpuffer), Crispy Chicken und Crevetten-Crackern. Einfach hammer lecker, was die Guides hier mitten im Dschungel auf einer Feuerstelle herzauberten. Für Krümel bereitete der Koch sogar extra Perkedel ohne Ei zu. Nach dem Nachtessen unterhielten uns die Guides mit Knobelspielen aus Streichhölzern und mit Kartentricks. Wir hatten einen lustigen und gemütlichen Abend und begaben uns dann irgendwann ins Bett.

In unserer Schlafbaracke hatte es fünf Schlafplätze. Geschlafen hatten wir auf dünnen Matratzen und mit einem einfachen Bettlaken. Zum Schutz gab es über den Matratzen ein Moskitonetzt, dass sich für europäische Körperlängen zu kurz anfühlte. Ich fragte mich, ob wir frieren würden in der Nacht, aber es kühlte gar nicht so stark ab und wir schliefen alle ganz gut. (Input Krümel: ich bin fast erfroren! Ich hatte lange Leggins, lange Socken, ein langärmliges Shirt und einen Faserpelz an und schlüpfte in der Nacht noch in meinen Seidenschlafsack, den ich mitgenommen hatte.)

Den Fluss hinunter

Die Nacht hatte es durchgeregnet, pünktlich auf den Morgen aber aufgehört. Das Aufstehen und der Start in den Tag waren gemütlich. Uns schmerzte ein wenig der Rücken von den dünnen Matten, aber ansonsten hatten wir gut geschlafen. Wir fragten uns, welche Tiere in der Nacht wohl einen Besuch in unserem Zelt abgestattet hatten (Insekten, Reptilien oder vielleicht sogar Säugetiere). Die Guides hatten bereits heisses Wasser für Kaffee oder Tee aufgesetzt – ein kleiner Luxus im Dschungel. Wir warteten geduldig auf unser Frühstück und genossen die Stille des Dschungels. Es gab ein vierstöckiges Sandwich mit Ei & Gemüse und Käse. Irgendwann schwamm ein “Krokodil” (ich würde sagen es war ein Waran) den Fluss hinunter. Plötzlich hörten wir Rufe von Gibbons und konnten diese dann etwas in der Ferne beobachten, wie sie von Baum zu Baum sprangen. Danach packten wir unsere sieben Sachen und machten uns wieder auf den Weg in den Dschungel hinein.

Der Weg führte uns hoch auf den Berg, den wir am Vortag hinuntergekommen sind. Uns kam der Weg heute länger vor als beim Abstieg. Oben angekommen machten wir eine kurze Pause. Wir waren wieder durchgeschwitzt von der Luftfeuchtigkeit. Nach einem kurzen Marsch machten wir eine Pause und bekamen wieder frisch aufgeschnittene Früchte serviert. Es gab wieder Ananas, Passionsfrucht und dieses Mal auch Drachenfrucht. Danach trennten sich die Wege von uns und den beiden Belgiern. Diese hatten die Dreitagestour gebucht und nahmen zusammen mit Bob einen Weg weiter in den Dschungel hinein. Dian führte uns langsam auf den Rückweg. Es ging den Hügel hinunter und wir konnten dann wählen, ob wir den längeren oder kürzeren Rückweg wollten. Wir entschieden uns für den längeren Weg zurück. An der Dschungelgrenze kamen wir an der alten Fütterungsstation vorbei. Diese wird zum Glück nicht mehr genutzt und wird bereits von der Natur zurückerobert.

Anschliessend kamen wir zum Flussbeet und konnten dieses trockenen Fusses mit einem Schlauchboot überqueren, welches unser Guide hinter sich herzog. Wir wären ja auch gelaufen, aber naja. Nachdem wir dem Fluss einige Minuten gefolgt waren, erreichten wir den Punkt für das Mittagessen. Während Dian das Mittagessen vorbereitete, schleppte ein weiterer Guide die grossen Gummiringe für die Rückfahrt heran. Er band die vier grossen Gummiringe zu einem Boot zusammen. Nach unserem Mittagessen – es gab Mie Goreng (gebratene Nudeln) – konnten wir noch im Fluss baden. Anschliessend wurden unsere Gepäckstücke in Plastiksäcken wasserdicht verpackt. Wir bestiegen das Boot und dann ging es Flussabwärts in Richtung Bukit Lawang.

Die Strömung in dem Fluss ist nicht ohne. Es hatte einige Wasserschnellen und trocken kommt man garantiert nicht an. Krümel hatte einige grossen Wellen erwischt. Dian sass ganz vorne, der andere Guide ganz hinten. Mit langen Stöcken steuerten Sie unser Boot und hielten es von den Flussufern fern. Irgendwann verkeilte sich der Stock von Dian in der Felswand und er bekam ihn nicht mehr raus. Ihm blieb nichts anderes übrig als ins Wasser zu springen und den Stock zu lösen, da das Boot schon weitergetrieben war. Etwas, was ihm so wohl auch noch nie passiert war. Nach einigen Lachern stieg er wieder auf und wir nahmen die letzten Flusskurven zurück zu unserem Hotel.

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Fazit zu Sumatra Orangutan Explore

Das Trekking mit dieser Crew ist eine absolute Empfehlung. Bob als Guide ist einfach super. Die 19 Jahre Guide-Erfahrung merkt man ihm an. Ich hätte ihm im Dschungel mein Leben anvertraut. Dass er noch sehr gut englisch spricht, rundet das ganze ab. Der Anbieter selbst ist sehr auf Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch, gesellschaftlich und im Tierreich) ausgerichtet und das haben wir gespürt. Andere Trekking Anbieter (wir hatten im Vorfeld recherchiert) legen hier nicht so ein Augenmerk darauf. Das Essen während dem Trekking ist der Wahnsinn und auch sonst ist alles super organisiert. Auch die Infrastruktur auf dem Campsite war für ein Dschungel-Camp absolut top. Sollten wir jemals wieder nach Sumatra kommen, würden wir wahrscheinlich sogar die dreitägige Tour machen. Auf jeden Fall aber wieder mit diesem Anbieter.

Die Unterkunft in Bukit Lawang war okay. Für einen nächsten Aufenthalt würden wir diese ggf. separat buchen und nochmals ein wenig recherchieren, ob es bessere Alternativen gibt.

Zurück in Bukit Lawang

Angelegt, ausgestiegen und Gepäck entgegengenommen, putzten wir unsere Wanderschuhe im Fluss. Nach zwei Tagen Dschungelmatsch sahen diese ziemlich dreckig aus. Danach bezogen wir wieder unsere Zimmer für die letzte Nacht in Bukit Lawang.

Krümel sagte schon bei der Bootsfahrt, dass sie eiskalt habe. Auch nach einer Dusche und trockenen Kleidern zitterte sie vor sich hin. Mit dem Thermometer wurde dann klar: sie hatte Fieber. Wir fragten dann im Hotel nach, wie wir vorgehen sollen. Man holte dann eine Krankenschwester, die bei Krümel Fieber und den Blutdruck mass. Diagnose: allgemeines Fieber, Krümel solle sich einfach ausruhen. Die Krankenschwester wollte ihr diverse Medikamente verschreiben (u.a. Paracetamol, Vitamine, etwas für den Magen und Antibiotika). Wir lehnten aber dankend ab, da wir Paracetamol und Vitamintabletten dabeihatten. Und Antibiotika, ohne genaue Untersuchung? Nein danke…

Da ihre Temperatur im Verlauf des Abends dann weiter stieg, machten Krummi und ich uns aufgrund des hohen Fiebers (mittlerweile 39.9) ein wenig Sorgen und wir beschlossen, dass ein Arzt nach ihr schauen sollte. Zwei Jungs aus dem Hotel fuhren auf Scootern gemeinsam mit Krümel und mir zu einer Arztpraxis 15 Minuten entfernt (unser Hotel war nur mit Scootern oder einem 15 Minuten Fussmarsch zu erreichen). Zwischendurch begann es aus Strömen zu regnen, sodass wir nicht trocken bei der Klinik ankamen. Leider war der Doktor aber nicht da und die Krankenschwester verwies auf den nächsten Tag. Dies, obwohl sie am Nachmittag sagte, wir sollen vorbeikommen, wenn irgendetwas ist. Zurück im Hotel gab es noch ein Nachtessen und wir beschlossen am kommenden Tag zu schauen, wie es Krümel geht und ob wir wie geplant weiterreisen oder noch bleiben.

In der Nacht machte sich noch ein Tier – ich glaube es war eine Maus oder Ratte – in unserem Zimmer an einem Plastiksack mit Essen zu schaffen (Apfel & diverse verschlossene Snacks). Nach mehrmaligem Umplatzieren im Zimmer, hängte ich den Sack dann auf den Balkon. Geschützt vor den meisten Tieren, machte sich am nächsten Morgen eine Affenbande über die Sack her: und tschüss…

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