
2. – 4. Februar 2023
Ich weiss noch nicht so recht, was ich von dem Ort halten soll. Ich stimme meinem Reiseführer zu, dass diese Stadt wohl noch auf Identitätssuche ist…
Vom Bergdorf in die Partystadt
Um 8:30 wurde ich mit dem TukTuk beim Guesthouse abgeholt, wo ich noch mein Frühstück gegessen hatte. Nach kurzer Strecke waren wir beim Busbahnhof von Nong Khiaw, wo meine Buchung zuerst noch in ein Busticket umgewandelt werden muss – irgendein handgeschriebenes Stück Papier… Mit dem Minivan ging es dann während 3 Stunden zurück nach Luang Prabang. Mein Platz im Van war okay, aber ein wenig unbequem. Natürlich kam man mit dem Minivan nicht im Stadtzentrum an, sondern musste vom Busbahnhof ausserhalb zuerst noch mit einem TukTuk ins Zentrum oder zu meinem Hostel fahren. Die TukTuk-Mafia hier war wirklich mühselig… Ich hatte meine Weiterfahrt nach Vang Vieng über mein Hostel (Sunrise) organisiert und wurde dann am Abend auch dort abgeholt. Den Nachmittag verbrachte ich somit im Hostel und in der Zurich Backery. Wie toll war es, im Sunrise ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Kathi war mittlerweile wieder in Luang Prabang und ich konnte noch ein wenig mit ihr quatschen, bevor sie in ihr Nachmittagsprogramm startete.
Um 16:30 wurden wir dann mit abgeholt. Wir meint eine ganze Horde an Personen, insgesamt wurden drei TukTuks mit Menschen gefüllt, welche zum neuen und gigantischen Bahnhof fuhren.
Laos-China Railway
Die Zugstrecke, welcher von Lunag Prabang via Vang Vieng nach Vientiane führt, wurde erst 2021 in Betrieb genommen.
Die gesamte Zugstrecke startet im chinesischen Kunming und endet aktuell in Vientiane. Die neben den Hochgeschwindigkeitszügen für den Personenverkehr fahren hier auch Güterzüge. Ursprünglich war geplant, dass die Zugstrecke nach Vientiane über Thailand und Malaysia bis nach Singapur führt. Ob diese je so ausgebaut wird, steht in den Sternen.
Bauherr der 2015 gestarteten Arbeiten war die China Railway Group und auch die Finanzierung der Baukosten von etwa 5.7 Mrd. USD wurde zu 70% von China übernommen, da sich das verarmte Laos dies nicht leisten konnte. Man geht davon aus, dass die Rückzahlung des Darlehens und der Zinsen einen grossen Teil der laotischen Staatsausgaben betragen.
Am Bahnhof angekommen erhielten wir dann auch unsere Zug Tickets: Personalisiert und eine Passkopie dabei. Wenn man so vor dem Gebäude stand, fragte man sich wirklich, warum es hier einen solch grossen Bahnhof braucht. Das Gebäude erscheint von aussen tatsächlich grösser als der Basler Bahnhof. Nachdem ich die Pass- und Sicherheitskontrolle mit Röntgengerät (ja, richtig gelesen) durschritten hatte, war ich in der immensen Wartehalle, welche an einen Flughafen erinnert. Die Sitze waren am Ende aber mehrheitlich besetzt. Um 18:00 Uhr begann dann das Boarding. Der Zug selbst war komfortabel und hatte einen grossen Sitzabstand. Für 45 Minuten Fahrt also eigentlich fast zu viel Komfort. Neben der Zugfahrt gäbe es auch eine Busverbindung nach Vang Vieng. Aber einerseits dauert der Weg mehrere Stunden, die Strasse soll in schlechtem Zustand sein und aktuell die Durchfahrt aufgrund von Bauarbeiten noch erschwert. Ich war happy mit der Zugfahrt, auch wenn diese mehrheitlich durch Tunnel ging.
Am Endbahnhof angekommen musste ich natürlich wieder ein TukTuk nehmen, welches mich ins Stadtzentrum brachte. Immerhin waren die TukTuk-Fahrer gut organisiert und die einzelnen Reisenden wurden anhand ihrer Unterkunft zu unterschiedlichen Fahrzeugen geschickt. Somit wurde ich immerhin direkt zu meinem Hostel gefahren. Der Checkin im “Freedom 1” war dann schnell erledigt und das Zimmer war ganz okay, vor allem wenn ich mir die Stories der anderen anhörte. Mein Hostelbett hatte einen Vorhang, das Bad war sauber, es gab gratis Frühstück und es war einigermassen ruhig. Was will man mehr, wenn man nicht nur auf Party aus ist. Leider trifft dies aber auf viele Backpacker in Vang Vieng zu: Partymachen.
Eine Ort auf Identitätssuche
Die Stadt hat auch einen Ruf als Partystadt. Sie war vor allem für Tipsy Tubing (auf aufgeblasenen Reifen – ausgestattet mit Alkohol den Fluss hinabtreiben lassen – “Aaareböötle extrem”) bekannt. Früher war das Flussufer auch noch mit Bars gesäumt, seit es aber mehrere Todesfälle pro Jahr gegeben hatte, ist man mittlerweile etwas zurückhaltender aus Behördensicht.
Auch Drogenkonsum ist hier stark vertreten. In Bars bekommt man von Cannabis bis zu richtig hartem Zeug fast alles. Touristen werden davor gewarnt, solche Substanzen ausserhalb der Bars zu konsumieren, denn alle Drogen sind illegal, obwohl weitläufig konsumiert wird. Es gibt sogar extra einen Geschäftszweig von “Detektiven”, welche Fotos von Touristen beim Konsum machen, diese dann ins Hostel verfolgen, dort einen hohen Geldbetrag verlangen, ansonsten würde man die Nacht im Knast verbringen.
Doch nicht nur westliche Backpacker trifft man in dieser Stadt an. Seit einigen Jahren machen koreanischen Touristen einen grossteil der Auswärtigen aus.
Neben dem ganzen Negativen, liegt Vang Vieng eingebettet in einer wunderschönen Landschaft aus Karstfelsen. Darin findet man diverse Höhlen und vor davor meist blaue Lagunen, welche von den Touristen als Badeort genutzt werden. Davon gibt es insgesamt sechs in der Region. Die Landschaft ist wohl der Hauptgrund, warum man hier überhaupt herkommt.
Nach meiner Ankunft traf ich mich mit den Bekannten aus den letzten Tagen im Green Restaurant. Emma, Zoe, Pascal, Hol, Jamie und einige weitere waren an diesem Tag beim Tipsy Tubing und gut gelaunt. Nach dem Essen zog es uns weiter auf ein Bier in Gary’s Irish Bar. Später am Abend ging es für mich dann zurück ins Hostel.
Schotterstrassen & Lagunen
Meinen nächsten Tag wollte ich die Natur geniessen und organisierte mir einen Scooter. Nach dem Frühstück machte ich mich auf den Weg in Richtung der Blauen Lagune 2. Der Weg führt Stadtauswärts über eine kleine Holzbrücke, auf welcher Scooterfahren gar nicht so einfach ist, da die Bretter einfach kreuz und quer montiert sind. Danach folgt eine passable Teerstrasse für die nächsten 20 Minuten Fahrt. Die Strassenzustände ändern sich aber ab der Verzweigung für die Blue Lagoon 2. Ab dort trifft man auf eine unbefestigte Schotterstrasse für die nächsten 20 Minuten. Zum Glück hatten mich die anderen bereits vorgewarnt und ich hatte eine Maske und Sonnenbrille dabei, um meine Augen und Atemwege vor dem aufwirbelnden Staub zu schützen. Vor allem wenn Autos und Lastwagen einem vorbeidonnerten, sah man für Sekunden nicht mehr wirklich viel. Während der Fahrt fuhr ich durch die atemberaubende Landschaft mit ihren Felsformationen, vorbei an Ackerflächen und durch kleine Dörfer. Den Abzweiger zur Blue Lagoon 2 verpasste ich und steuerte dann die sechste Lagune an. Der Weg dorthin wurde dann noch ein wenig unbefestigter, aber ich war mir nach Lombok ja bereits einiges gewohnt.
Natürlich zahlt man hier eine Eintrittsgebühr von LAK 10’000 (ca. CHF 0.55) für die Lagune. Aber diese liegt direkt vor einem Felsmassiv und war ziemlich übersichtlich. Es gab auch gar nicht viele Leute dort, weshalb ich es genoss einfach ein wenig in der Szenerie zu sitzen und mein Buch fertig zu lesen. Man konnte dort auch baden, ich verzichtete aber darauf.
Danach fuhr ich mit dem Scooter in die Richtung der zweiten Lagune. Diese war ein wenig touristischer und es waren auch viel mehr Leute da. Diese Lagune bot dafür Wasserrutschen, kleinere Brücken, und einen Sprungturm. Alles wurde fleissig von den Besuchern genutzt. Aber auch hier war die Landschaft wieder wunderschön und das Wasser sogar noch blauer. Ich setzte mich in den Schatten und begann mit dem nächsten Band meiner Buchserie “Auris”. Nach einiger Zeit getraute ich mich dann auch ins kühle Nass, ass einen Fried Rice im Restaurant und machte mich dann wieder auf den Rückweg.
Während der Fahrt zog die Sonnenuntergangsstimmung auf. Das Licht wurde weich, die Berge leuchteten und der Himmel färbte sich rötlich. Da ich für den Rückweg ostwärts fuhr, drehte ich um und fuhr einfach ein wenig durch die Gegend und der Sonne entgegen. Es war eine wunderbare Stimmung und ich nahm mir vor am nächsten Tag für den Sonnenuntergang auf einen Aussichtspunkt zu gehen. Bevor ich zurück ins Hostel fuhr, gönnte ich mir in einem Restaurant auf den Feldern eine Pause.
Zum Nachtessen traf ich mich wieder mit Emma, Zoe und Pascal im Green Restaurant. Danach zogen wir in eine Bar und erhielten zusammen mit der normalen Getränkekarte auch ein etwas anderes Menü – nicht wirklich was für uns. Der Geschmack in der Bar verrat aber, dass hier gerne gekifft wird. Der Abend war nicht allzu lange und ich ging nach ein, zwei Getränken auch ins Bett.
Wanderschuhe hätten vielleicht geholfen…
Am kommenden Tag hatte ich mir wieder einen Scooter organisiert. Ziel war dieses Mal die vierte Lagune, welche nahe bei diversen Höhlen aber nordwärts der Stadt lag. Die Hauptstrasse nordwärts war sehr gut ausgebaut. Jedoch wurden an diversen stellen einige Meter der Strasse mit einem groben Teer und Kiesel ausgebessert. So stabil fährt man darauf mit einem Scooter dann wiederum nicht. Nach dem Abzweiger zur Lagune begann dann wieder die Schotterstrecke. Auf dem Weg machte ich noch einen Zwischenstopp bei der Elefanten Höhle: aus meiner Sicht nicht wirklich empfehlenswert, aber naja.
Die Blue Lagoon 4 war von der Grösse her irgendwo zwischen der zweiten und der sechsten. Bot jedoch ebenfalls einen Sprungturm und sogar eine Zip-Line, mit welcher man ins Wasser gleiten konnte. Nach etwa einer Stunde trafen dann auch die anderen ein. Sie hatten sich vom Hostel aus ein TukTuk geteilt, der Fahrer sich aber anscheinend verfahren. Nach gemütlichen Gesprächen, einer Runde Lesen machte ich mich allein auf den Weg zum Nam Xay Aussichtspunkt.
Die Fahrt führte mich zurück in die Stadt, wo ich mir noch ein Sandwich als Zwischenverpflegung gönnte und dann wieder westlich in Richtung Lagune 1. Auf dem Parkplatz des Aussichtspunktes waren einige Fahrzeuge abgestellt. Aber erst beim Aufstieg wurde mir klar, wie viele Leute sich den Weg nach oben bahnen, resp. wieder runterkommen. An gewissen stellen war das aneinander vorbeilassen wirklich gar nicht so einfach. Zudem war der Aufstieg steil, felsig und nicht wirklich einfach. Bei gewissen Besuchern in Flip Flops dachte ich mir wirklich, was die sich überlegen. Der letzte Teil des Aufstiegs war dann tatsächlich mehr Klettern als Laufen. Aber oben angekommen erwartete mich eine wunderbare Aussicht. Leider getrübt durch zwei Dinge. Erstens (wörtlich): die Burning Season und die Rauchschwaden über der Landschaft, welche heute wieder mal besonders stark waren. Zweitens die Horde an Leuten da oben, wirklich krass, wie viele sich für den Sonnenuntergang hier hochmühen. Somit entschied ich mich, nicht bis nach dem Sonnenuntergang zu bleiben und machte mich an den Abstieg.
Die steilen Stücke waren dann gut überwunden. Im flachen Teil passierte es dann aber: ich rutschte aus, versuchte mich mit dem rechten Fuss aufzufangen und übertrat mich. Fazit: Fuss verstaucht. Vielleicht hätten Wanderschuhe geholfen, man weiss es nicht. Unter Schmerzen bahnte ich mir den Weg nach unten (es war zum Glück nicht mehr weit) und fuhr schnellstmöglich nach Vang Vieng zurück. Ich wollte den Adrenalin-Schub nutzen den Schmerzen damit entgegenzutreten. Nach der Roller Rückgabe rief ich die Krankenkasse an, wurde schnell mit einem Telefon-Arzt verbunden, welcher mir riet, ich solle kurz ins lokale Krankenhaus für eine Untersuchung. Man bedenke, dass die medizinische Versorgung in Laos wohl mit die schlechteste in Südostasien ist. Im Krankenhaus bestand der Arzt auf ein Röntgenbild, jedoch war nichts gebrochen. Mit eingebundenem Fuss und ausgestattet mit Schmerzmittel und Schmerzgel ging ich zurück ins Hostel. Ich gab dann den anderen noch kurz Bescheid über meinen Zwischenfall. Zoe brachte mir dann dankenderweise im Verlauf des Abends dann noch Fried Rice vorbei.
Naja, die nächsten Tage werden wohl nicht erlebnisreich…
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